ZILTENDORF gestern & heute
Ortschronik der Gemeinde Ziltendorf
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Vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Teil 2)

Fast das gesamte Gebiet des heutigen Amtes Brieskow-Finkenheerd stand einmal unter der Herrschaft des Klosters Neuzelle.
Am 12.10.1268 stellte der Markgraf von Meißen Heinrich „Der Erlauchte” in Dresden die Stiftungsurkunde für das Kloster Neuzelle aus. Erstmalige Erwähnung findet das Kloster Neuzelle im Jahre 1278. Das Jahr 1281 wird als der Beginn des klösterlichen Lebens in Neuzelle angesehen. Aus dem Jahre 1293 und dann ab 1307 sind erste Besitzerweiterungen durch das Kloster bekannt. Um 1330 war, so wird berichtet, der Klosterbau weitestgehend abgeschlossen. Im Jahre 1547 forderte der König von Böhmen hohe Anleihen vom Kloster, das dafür einen großen Teil seines Besitzes verpfänden und sich in Schulden stürzen musste. Dadurch kam es zu Veränderungen in der Wirtschaftsweise. So wurden unter anderen in den dem Kloster verbliebenen Dörfern Vorwerke angelegt und mit den Frondiensten der Untertanen sowie durch Angestellte betrieben. Auf diese Art und Weise entstanden auch die Vorwerke Ziltendorf, die heutige Ernst-Thälmann-Siedlung und das Vorwerk Aurith, aus welchem der heutige Ortsteil Aurith hervorgegangen ist. (-1-)
Aber weiter geblättert in der Geschichte.
Aus dem Jahr 1553 existiert ein Oderdamm-Register, das über den Ausbau der Oderdämme Auskunft gibt. Schon hier wird berichtet, dass diese Maßnahmen sehr zur Verbesserung der Landwirtschaft in den Niederungsflächen beigetragen hat.
Durch die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges hatten die Bauern in den Dörfern und Vorwerken große Abgaben zu leisten. Zu dieser Zeit mussten die Bauern aus den Dörfern in den angelegten Vorwerken jeweils einen Tag Dienst leisten.

Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg

Für das Vorwerk Aurith wurde dabei die Oder zu einem großen Hindernis. Aus diesem Grund versuchte Abt Hugo des Klosters Neuzelle das Dorf zu verkaufen. Am 18.03.1629 wandte sich der Abt mit diesem Anliegen direkt an den Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg. Als Gründe für den Verkauf gab er an, dass er kein Interesse an dem Dorf habe, es zu weit weg liege und die Untertanen seien alle „sehr halsstarrig, widerwertig und zu keinem gehorsam” anzuhalten. Der Kurfürst seinerseits beauftragte einen Beamten, ihm über das Dorf einen Bericht zu geben. Am 31.01.1629 meldete der Beauftragte dem Kurfürsten, dass Aurith ein schönes Dorf mit 66 Wohnhäusern sei. Doch das Dorf erbringe nur einen Zins von 130 Talern. Die Untertanen leisten dem Abt keine Dienste und sind ihm sehr ungehorsam. Der Beauftragte empfahl dem Kurfürsten, das Dorf nicht zu kaufen, da man es zu keinem landesherrlichen Amt schlagen könne.

Am 14.06.1632 übertrug der Kurfürst das Dorf Aurith der Universität in Frankfurt (Oder). Mit einer Beschwerde vom 10.07.1632 wandte sich der Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, dass die Universität auch das Vorwerk Aurith beanspruchen würde.Dieses liege aber diesseits der Oder und gehöre nicht mehr zu Brandenburg. Die Professoren behaupteten, die Landesgrenze ist die „Pistrene” und nicht die Oder. Damit sei das Vorwerk brandenburgisch. Diese Vorgehensweise brachte den Abt des Klosters auf den Plan und er befahl seinen Untertanen zu Aurith niemand, auch nicht der Universität, zu gehorchen und Zins zu zahlen. Dies stehe allein ihm zu. Doch der Streit konnte nicht so einfach geschlichtet werden. So beschlagnahmten die klösterlichen Beamten das Vieh, das die Aurither auf die westliche Seite der Oder zur Hütung führten, und schleppten selbst einige Bewohner nach Neuzelle ins Gefängnis. Nach dem Friedensschluss von Prag und vielen Bemühungen wurde am 18.11.1635 Aurith wieder an das Kloster Neuzelle übertragen.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Kloster durch Finanznöte gezwungen, einige Güter zu verpfänden. Nachdem es finanziell wieder bergauf ging, konnte man darangehen die ehemaligen Besitztümer wieder zurückzugewinnen.Erst im 18. Jahrhundert ging das Kloster daran, den etwas abseits gelegenen Besitz wieder an sich zu binden. Diese Periode zeichnete sich durch einen stetigen Rückerwerb der alten Klostergüter aus. Mit den Dörfern gelangten auch wieder Vorwerke und Waldungen an das Kloster, die das Rückgrat der klösterlichen Wirtschaft bildeten. Aus einem Inventarverzeichnis während der Sedisvakanz (der Abt des Klosters war verstorben und noch kein neuer bestimmt) aus dem Jahr 1727 geht hervor, dass es zwölf Vorwerke und zwar in Aurith, Bresinchen, Coschen, Diehlo, Groß Drenzig, Ossendorf, Seitwann, Steinsdorf, Treppeln, Wellmitz, Ziltendorf und das Klostervorwerk in Schlaben gab.
Die meisten Vorwerke lagen im Süden des Stiftsgebietes und waren immer wieder mal vom Kloster veräußert worden. Ausnahmen bildeten die beiden Vorwerke in der Oderniederung in Aurith und Ziltendorf sowie die beiden Vorwerke in Diehlo und in Schlaben.

Auf diesen Wirtschaftshöfen wurden im Schnitt fünf Pferde, 65 Rinder (Milchvieh wie Zugochsen), 23 Schweine und 60 Stück Federvieh gehalten. An Schafen ließen sich 2500 Stück ermitteln. Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche wurde in dieser Zeit zu 78 von Bauern und zu 22 von den klösterlichen Vorwerken bewirtschaftet.

Bei der im Jahre 1727 durchgeführten Inventur der weltlichen Verwaltung, da das Kloster ohne Abt war, kam es auch zu Vorkommnissen. Hier ein Beispiel: Am 17.01.1727 begaben sich die Administratoren nach Ziltendorf, um mit dem dortigen Vorwerk zu beginnen. Doch die Tore und Türen waren verriegelt und verschlossen. Durch ein kleines Seitentürchen konnten sie in die Wirtschaftsstube gelangen, wo sie den Hofmann und den Stiftskornschreiber fanden. Beide verweigerten die Zusammenarbeit und die Herausgabe der Schlüssel. „Sie parireten niemanden anders als dem Closter”. Da der Kornschreiber flüchten konnte, haben die Administratoren den Hofmann und seinen Knecht verhaften und ihn in Ziltendorf auf der „Schulzerey in Stock legen laßen”. Sie verlangten von dem Hofmann Gehorsam und Treue. Da er sich weigerte, wurde er weiterhin in Haft gehalten. Erst nach einem Monat wurde er am 21.02.1727 gegen die Zahlung von 13 Talern und 14 Groschen entlassen.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) war Ziltendorf, im Verlauf der Schlacht bei Kunersdorf, Aufmarschgebiet des österreichisches Heeres unter dem Oberbefehl von Feldmarschall-Leutnant Gideon Ernst Freiherr von Laudon. (-2-)
Im weiteren Verlauf der Geschichte gewann der preußische Staat immer mehr an Einfluss. Durch ständige Gebietserweiterungen erhielt Preußen auch immer mehr katholische Untertanen. Durch den Staatsvertrag vom 18.5.1815 zwischen Preußen und Sachsen wurde das Gebiet des Klosters Neuzelle preußisches Staatsgebiet. Nach dem Vorbild Österreichs und Bayerns ging auch Preußen im Sinne der Aufklärung daran, die geistlichen Stifte aufzuheben. Auf Grund der preußischen Kabinettsorder vom 08.02.1817 erließ die Regierung zu Frankfurt (Oder) am 25.02.1817 die Aufhebungsurkunde für das Kloster Neuzelle. 1824 bestimmte der Kultusminister, dass der gesamte Vermögenskomplex als „Stift Neuzelle” zu bezeichnen sei. So wurden auch die Vorwerke Aurith und Ziltendorf zum Vermögen des „Stift Neuzelle”. Beide wurden in der Folge durch die Stifsverwaltung verpachtet. Das Vorwerk Ziltendorf wurde nach 1840 als Neuzeller Domänenvorwerk geführt und verpachtet. Die Domäne Ziltendorf hatte eine Größe von 521 ha und verfügte über eine Brennerei, eine Rübendarre sowie ausgedehnte Weidenkulturen und Herdbuchvieh. (-1a-)

Nach 1945 wurde der größte Teil des Gutslandes der ehemaligen Vorwerke Ziltendorf und Aurith durch die Bodenreform an Umsiedler verteilt.

Ernst Thälmann

Im Zuge des Aufbaus der Siedlungsgrundstücke in den Jahren 1947-1950 erhielt das ehemalige Vorwerk Ziltendorf den Namen des Arbeiterführers Ernst Thälmann. Auch die heutige Siedlungsstruktur des Ortsteiles Aurith entstand im wesentlichen in den Jahren von 1947-1950 durch den Aufbau von Siedlungsgrundstücken für Umsiedler.

 

 

Quelle(Text):
Winfried Töpler „Das Kloster Neuzelle” und die weltlichen und geistlichen Mächte 1268-1817
Lukas Verlag 2003

(-1-) und (-1a-) Hier beging der Buchautor einen Fehler, welcher wohl darauf basiert, dass er das “Vorwerk Ziltendorf” (heute Sechsfamilienhaus, Oderstr.21) mit dem  Domänenvorwerk, welches 1840 gegründet wurde und heute als E.-Th.-Siedlung bekannt ist, verwechselte.

(-2-) Ergänzung _webmaster