Sie kamen uns auf der Landstraße entgegen: Junge Pioniere mit einem Handwagen voller Feldsteine. „Für unser Sumpfbecken in unserem Schulgarten”, sagten sie. Wir folgten ihnen.
Wer die Zentralschule in Ziltendorf, Kreis Fürstenberg,
aufsucht, findet einen modernen Schulneubau, so wie er in den letzten Jahren mehr und mehr auf dem Lande anzutreffen ist. Was in Ziltendorf jedoch am meisten besticht, das ist der große, liebevoll angelegte und ständig durch sämtliche Schüler von der 1. bis
zur 8. Klasse betreute Schulgarten mit den verschiedenen Versuchsfeldern für Gift- und Gewürzpflanzen, mit einem Acker für Mais- und Kartoffelversuche, mit Spargelbeeten und Obstplantagen, mit der unerläßlichen Düngergrube und nun sogar einem Sumpfbecken, das von den Schülern gerade angelegt wird und in dem die verschiedenen Sumpf- und Wasserpflanzen Aufnahme finden sollen.
„Die Hauptaufgabe unserer Schule besteht jetzt darin, das Lernen mit der sozialistischen Wirklichkeit zu verbinden und das Bildungsniveau wesentlich zu heben” heißt es in der 1. These über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens in der DDR, „um die heranwachsende
Generation besser auf das Leben und Schaffen in der sozialistischen Gesellschaft vorzubereiten.”
Der heranwachsenden Generation dieser Zentralschule in Ziltendorf, die aus vier Ortschaften im Umkreis mit ausgesprochen landwirtschaftlichem Charakter kommt, werden alle Möglichkeiten eines praxisverbundenen Unterrichts gegeben. Ein Großteil des Unterrichtsstoffes, ganz gleich, ob in Geographie oder Chemie, in Biologie oder Heimatkunde, ist eng mit der Betätigung im Schulgarten verbunden, „denn die Kinder müssen die Pflanzen ihrer Heimat kennenlernen”, erklärt uns der Direktor, „die Liebe zur Arbeit
muß ihnen ein Bedürfnis werden, dann werden sie auch die Natur in ihrer Heimat schützen”.
So hat jede Klasse in Ziltendorf ihr eigenes Arbeitsprogramm.
Während die Schüler im 1. Schuljahr die Klassenräume ständig mit Blumen versorgen, baut das 4. Schuljahr das Sumpfbecken, das 5. zimmert Stallboxen für die Kaninchenzucht, und das 7. bereitet
durch Vorkeim- und Vorwurzelversuche die Aussaat der Frühkartoffeln vor. In dieser Tätigkeit werden sie von Lehrern, die fast sämtlich einen zweiten Beruf erlernt haben und zum Teil selbst aus der Landwirtschaft kommen, fachmännisch unterstützt.
Alle Schülerinnen und Schüler der Zentralschule in Ziltendorf sind Mitglieder der Pionierorganisation „Ernst Thälmann”, und die Eltern dieser Kinder haben sich zu 98 Prozent für die neue zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule ausgesprochen.
Ziltendorf wird eines Tages nicht mehr Zentralschule, sondern Oberschule sein, denn „der Aufbau des Sozialismus fordert nicht nur in der Industrie, sondern auch auf dem Lande umfassend gebildete und sozialistisch erzogene Menschen, die ihre Grundausbildung
in einer zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule erhalten”. H. L.
Fotos: Schwarzer
Artikel aus “Frau von heute”, 1959