ZILTENDORF gestern & heute
Ortschronik der Gemeinde Ziltendorf
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Als der 2. Weltkrieg zu uns kam (Frühjahr 1945)

Anfang Februar 1945 erreichten sowjetische Truppenverbände in unserem Frontabschnitt die Oder. Die Kämpfe um die Städte und Dörfer in unserer Region zogen sich bis Mitte April hin. Ein paar Berichte dieser Kriegstage sind im Nachfolgenden wiedergegeben.

Der Stoß in Richtung Aurith – (31.Januar – 3.Februar 1945)

T-34Die südliche Gruppierung des 8. mech. Gardekorps schlug mit ihrer ersten Staffel einen Weg ein, der sich in seinem zweiten Teil exakt verfolgen lässt. Nach Durchquerung des Waldgebietes Topper / Leichholz (heute Toporów / Drzewce) erreichten die Panzer um 23.30 Uhr des 31. Januar auf dem Waldweg aus der Richtung Försterei Neidenburg den Ort Hildesheim (heute  Mierczany). Sie setzten mit Hilfe des festgenommenen Gastwirtes sogleich die Fahrt in Richtung Reichenwalde (heute Radzików)  fort und erschienen gegen 0.30 Uhr des 1. Februar am Gasthof Neuekrug hart südlich Graden. Gegen 3.45 Uhr erreichten sie den südlichen Ortsausgang von Matschdorf (heute Maczków). Mit dem Beschuss von Aurith (heute Urad)  gegen 6.00 Uhr und der folgenden kampflosen Einnahme des Ortes gegen 7.00 Uhr ist das Ziel, die Oder, erreicht. Am gleichen Tage meldete die Heeresgruppe Weichsel die „Bildung eines kleinen feindlichen Brückenkopfes über die Oder”. An der Reichsstraße 5 (R 5) (heute 275) in Pulverkrug (heute Rosiejewo) erschienen gegen 6.00 Uhr drei russische Panzer, die offensichtlich die rechte Flanke des Vorstoßes auf Aurith abzusichern hatten. Über deren Erscheinen in Pulverkrug berichtete eine von dort mit ihrem Kleinkind sofort nach Kunitz (heute Kunice)  geflüchtete junge Frau. Während die Aurither völlig überrascht wurden, hatten die Kunitzer damit eine Chance zur rechtzeitigen Flucht, die sie auch meist nutzten. Ebenfalls auf der Reichsstraße 5 wandten sich weitere Panzer in der zweiten Tageshälfte nach Süden und erreichten am Abend Ziebingen (heute Cybinka). Damit hatte sich der Vorstoß dieser Gruppierung erschöpft. Der Stab des 8.  mech.  Korps hielt sich nach Lagemeldungen der Wehrmacht am 2  Februar im Raum Matschdorf auf. Erst am Nachmittag des 2. Februar erreichten russische Panzer auf der R 5 den Ort Ziebingen aus der Richtung Crossen (heute Krosno Odrzańskie). Anzunehmen ist, dass sie zum 11. selbständigen Panzerkorps gehörten, das im Streifen der 33. Armee eingesetzt war.

Neben der erfolgreichen Unterstützung durch das mit der II. und III. Gruppe in Fürstenwalde  liegenden Schlachtgeschwaders 2 dürfte ein  weiterer entscheidender Aspekt für das Gelingen des Ausbruchs der Kampfgruppe „Kurmark” aus der Umschließung  die Umgliederung der an diesen Oderabschnitt gelangten Teile der Roten Armee gerade am 2. und 3. Februar sein. Bekanntlich beschloss der Kriegsrat der 1. Weißrussischen Front am 2. Februar die Verlegung der 1. Gardepanzerarmee in den Raum nördlich der Warthe. Der Verlegungsbefehl galt sofort.  Das 8.  mech.  Gardekorps dieser Armee stand mit seinen Hauptkräften  südlich von  Reppen  (Stab  in  Matschdorf),  das  11.  Gardepanzerkorps im Raum Göritz (heute Górzyca)  und die Armeetruppenteile zwischen  Frauendorf (heute  Pamięcin) und Zielenzig. Die 1. Gardepanzerbrigade des 8. mech. Gardekorps war in die Gefechte mit der Kampfgruppe Langkeit hauptsächlich verwickelt und hatte beträchtliche Verluste erlitten. Da die 33. Armee am 2. Februar noch nicht bis Aurith aufgeschlossen hatte, konnte an sie der Aurither Brückenkopf nicht übergeben werden, was seine Aufgabe zur Folge hatte. Dennoch kam es kurz nach der Mittagszeit bei Ziltendorf zum Stopp eines Personenzuges mit einer anschließenden Schießerei. Der Vorfall kann damit erklärt werden, dass einzelne russische Schützen bei der Räumung des Brückenkopfes den Anschluss verpasst haben. Erst frühestens am 4. Februar war die 33. Armee in der Lage, die Oder bei Vogelsang und Aurith zu forcieren. Die Verlegung der Hauptkräfte des 8. mech. Gardekorps aus dem Matschdorfer/Aurither Raum nach dem Norden auf festen Marschstraßen konnte nur über die Straßengabel R 5/R 167 am Ostrand der Frankfurter Dammvorstadt oder über Reppen erfolgen.

Die Panzergruppierung aus dem 8. mech. Gardekorps, die in der Nacht zum 1. Februar über Hildesheim, Reichenwalde, Graden und Matschdorf (heute  Mierczany,  Radzików,  Gradyn  und Maczków)  zur Oder marschierte, erreicht Aurith um 7 Uhr des 1. Februar. Russische Schützen errichten, wie bereits ausgeführt, auf dem Westufer der Oder einen kleinen Brückenkopf. Eine aus drei Panzern bestehende Sicherungsgruppe erscheint gegen 6 Uhr dieses Tages auf der Reichsstraße 5 (R 5) in Pulverkrug (heute Rosiejewo). Andere Panzer erreichen gegen Abend auf der R 5 von der Pleiskebrücke her Ziebingen (heute Cybinka). Damit hat sich der Vorstoß dieser Gruppierung erschöpft. Der Stab des 8. mech. Gardekorps hält sich nach Lagemeldungen der Wehrmacht am 2. Februar im Raum Matschdorf auf. Erst am Nachmittag des 2. Februar erreichen russische Panzer aus der Richtung Crossen (heute Krosno Odrzańskie) auf der R 5 den Ort Ziebingen. Anzunehmen ist, dass sie zum 11. selbständigen Panzerkorps gehörten, das im  Streifen der 33. Armee eingesetzt war. Weder um den Ort Ziebingen noch um den nordwestlich anschließenden Frankfurter Stadtforst kam es zu Kämpfen.

Die  Einwohner von  Kunitz (heute Kunice) haben angesichts der bedrohlichen Lage  vorgesorgt. Pferde und Wagen standen bereits seit zwei Tagen in den Ställen am Westufer der Oder (Kunitzer Loose). Als am frühen Morgen des 1. Februar, noch bei Dunkelheit, eine junge Frau mit ihrem Kind auf einem Schlitten aus Pulverkrug in Kunitz erschien, griff man zum vorbereitetem Gepäck und überquerte bei erstem Tageslicht die zugefrorene Oder. Ein bald darauf aus Aurith (heute Urad) erschienener russischer Spähwagen hielt am Kunitzer Dorfeingang, die ausgestiegenen beiden Rotarmisten wurden von zwei zufällig anwesenden deutschen Soldaten erschossen und von zurückgebliebenen alten Dorfbewohnern begraben. Danach geschah nichts mehr. Am Morgen des 2. Februar kamen die Kunitzer Bauern aus ihren Quartieren in  Lindow und  anderen Orten zum Oderdamm und  über schritten nach Absprachen mit dem anwesenden Volkssturm die Oder, um in Kunitz das Vieh zu füttern. Ein nächster Versuch am 3. Februar schlug fehl, da man von Kunitz aus heftig beschossen wurde. Offenbar kam es an diesem Tag zu einer Besetzung des Ortes durch Einheiten aus der 69. Armee oder der 33. Armee, deren Trennungslinie nach der deutschen Aufklärung in diesen Tagen bei Aurith lag. – Die zurückgebliebenen alten Bewohner von Kunitz überstanden alle folgenden Strapazen einigermaßen unbeschadet.

Die Bewohner von Reipzig (heute Rybocice) brachen am Morgen des 2. Februar mit ihren Fuhrwerken oder zu Fuß auf, um über Schwetig (heute Świecko) die Frankfurter Brücke zu erreichen. Allerdings ging das Gerücht um, dass der Russe bereits bis zum Frankfurter Judenfriedhof durchgebrochen sei. Das führte wohl bei einigen zu dem Entschluss, unter Zurücklassung der Gespanne die Oder zu Fuß nach Brieskow zu überqueren. Auch Reipzig   dürfte am 3. Februar kampflos von den Russen besetzt worden sein.  Dennoch gab es hier Exzesse, sogar unter Einsatz von Flammenwerfern. Ein Bauer, der am Vortag wegen eines Achsenbruches an seinem Wagen mit den Pferden nach Kunitz zurückkehrte, machte einen folgenschweren Fehler. Als er mit dem Ersatzwagen wieder vor Schwetig erschien, war seine Familie mit den anderen Flüchtlingen bereits weiter gezogen. Verärgert kehrte er nach Kunitz zurück. Beim Einzug der Russen wurde er erschossen.

Luftbildaufnahme von Ziltendorf im Frühjahr 1945
Ziltendorf 1945

Kriegshandlungen im April 1945:

Die 32. SS-Freiwilligen Grenadier Division schlug noch am 14. April 1945 die sowjetischen Angriffe bei Ziltendorf und Vogelsang, wo seit den Februartagen die Front direkt durch das Dorf verlief, zurück. Besonders heftige Kämpfe entwickelten sich zwischen dem 88. Regiment der SS Freiwilligen Grenadier Division mit der 33. sowjetischen Armee um Wiesenau, das in den folgenden Tagen 21 mal den Besitzer wechselte.

 

Quelle: MITTEILUNGEN HISTORISCHER VEREIN zu Frankfurt (Oder) e.V. (diverse Hefte)

 

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